Denken und Sport haben mehr gemeinsam als es auf den ersten Blick scheint. Wir üben, experimentieren mit Gedanken, scheitern, finden neue Wege, Perspektiven und Methoden. Dieser Gesprächspodcast ist quasi eine Art geistige Sparringeinheit. Wir bewegen unsere Gedanken miteinander, testen aus, gelangen - im besten Fall - zu neuen Erkenntnissen und sind danach bestenfalls angenehm erschöpft.

Die Philosophin Rita Molzberger und die Journalistin Nora Hespers sprechen in diesem Podcast über die Welt, in der wir leben. Alltäglich, nah, bodenständig - und meist mit einer Prise Humor. Wir üben darin gemeinsam, wie gutes Leben gelingen kann - miteinander und für möglichst viele Menschen.

Heldenhafte Geflicktlösung

Shownotes

Konflikte in Filmen, Videospielen oder Serien werden gerne auch mal mit Waffengewalt gelöst. Oder es gibt den einen Helden - oder die eine Heldin - auf die es am Ende ankommt. Dabei ist die Heldenerzählung eigentlich undemokratisch, befand schon Hegel.

Wir mäandern uns in dieser Folge durch verschiedene Erzählweisen, neue Prinzessinnen in Disney-Filmen, schwertkämpfende Pferde, Krieg und Waffengewalt in Kinderserien und beschäftigen uns mit der Frage, warum wir immer noch die eine Heldin oder den einen Helden ins Zentrum unserer Geschichten stellen.

P.S. Die Autoren zum Thema Heldenreise waren James Joyce und Joseph Campbell

Ritas Literaturliste:

Noras Linktipps:

Kommentare (2)

Nora vom WDDD Podcast

Hallo H. Erstmal Danke für deine Rückmeldung und Danke fürs Auflösen meines Fragezeichen. Natürlich. Rüdiger Hoffmann! Deine Analyse liest sich spannend. An einer Stelle gehe ich aber nicht mit. Nämlich, dass Gegenstände, die als Waffe benutzt werden angeblich "verboten" sind. Das sind sie ja ganz nachweislich nicht. Kinder haben Wasserpistolen, Holzschwerter, Spielzeug-Laserschwerter, Karnevalspistolen, etc.pp. Wenn es dann richtige Waffen sind, dann sind sie mMn völlig zurecht verboten - siehe USA, wo das eben nicht der Fall ist. Und siehe auch die enorme Zahl an Menschen, die dort an Schussverletzungen sterben. Und was die brutalen Märchen angeht: Das geht natürlich auch einher damit, dass es damals gänzlich andere pädagogische Vorstellungen gab und wenig Wissen darüber - und Interesse dafür - was kingerecht ist oder nicht. Das hat sich ja erst später entwickelt. Und auch in der Pädagogik gibt es ja nicht unerhebliche Verfehlungen und Anwendung von auch körperlicher Gewalt und Züchtigung. Ob das so sein Musste, weil die Welt eine andere war, wage ich zu bezweifeln. Und es gibt ja auch Beispiele von Kinderfilmen, bei denen es auch um gewaltfreie Konfliktlösung geht und Kinder verstehen das auch. Allerdings ist es auch richtig, dass Kinder das Hineinversetzen in andere erst lernen und einüben müssen. Und das ist eine Frage des Umfeldes, wie sehr das vorgelebt und entsprechend auch gefördert wird. Das Interessante ist ja, dass auch Erwachsene untereinander gar nicht gewaltlos miteinander umgehen, nur weil sie sich nicht permanent das Spielzeug wegnehmen oder mit der Schüppe auf den Kopf klopfen. Das läuft dann halt subtiler ab. Womit wir dann wieder bei unserer Doppelfolge zu Machtstrategien wären. Den Aspekt der Gewalt gegen Einzelne und der Gewalt gegen Viele finde ich hoch spannend. Auch das hat natürlich auch wieder mit Macht zu tun. Aber dennoch interessant, wie sich das an den von dir gezeigten Beispielen darstellen lässt. Auch, von welcher Form der Gewalt wir persönlich stärker berührt sind und dass es immer auch eine Notwendigkeit der Personifizierung gibt. Ob das dann ein einzelner Held, eine einzelne Heldin sein muss oder ein Kollektiv von Personen, die aber dann nicht anonym bleiben, ist sicher eine spannende Frage.

H.

Nur fyi, der Sketch mit "Sören, du weißt, dass du dich mit dem Messer verletzen kannst..." ist von Rüdiger Hoffmann, vom Album "Asien, Asien", wenn ich mich recht erinnere. Wieso Gewaltdarstellungen so beliebt sind, liegt vielleicht wirklich an dem, was ihr schon angesprochen habt, nämlich dass wir in unserer weißen, priviligierten Welt so behütet aufwachsen und das geringste Bischen an Gefahr oder Gegenstand, der als Waffe in einer wie auch immer gearteten Weise als Waffe genutzt werden könnte, sofort verboten wird, macht diese ganze Welt der Gewalt so "verboten" oder zumindest unbekannt, und damit interessant. Ist es nicht oft so, dass, wenn man jemanden dazu bringen will, etwas zu tun, man es ihm am besten verbietet? Waren die Schilder "Betreten verboten" nicht die liebste Einladung für uns als Kinder? Um das Böse als solches darzustellen, mussten Märchen damals wohl so brutal dargestellt werden. Einerseits waren es wohl noch härtere Zeiten, andererseits reagieren wir nach wie vor viel stärker darauf, wenn auf wenige viel (physische) Gewalt ausgeübt wird, als wenn auf viele wenig (psychische, strukturelle) Gewalt ausgeübt wird. Ein einzelner Mord wird mit sehr viel mehr Freiheitsstrafe belegt als die systematisierte Ausbeute von Mitarbeitern einer (outgesourceten) Firma. Zudem ist es sehr viel einfacher und zufriedenstellender, wenn man das einfachste Mittel zum biblischen Ausgleich "Auge um Auge" betätigen kann und sich des Bösen durch Auslöschen oder zumindest Besiegen entledigen kann. Ich weiß nicht, ob man Filme/Darstellungen von Komfliktlösungen auf einer Nicht-Gewalt-Ebene in jüngerem Alter einfach nicht versteht, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es einiges an Lebenserfahrung und sozialem Verständnis braucht, um sich in andere Menschen hineinversetzen zu können und so evtl. Gefallen an Konfliktlösungen auf emotionaler/sozialer Ebene zu finden. Bei mir war es zumindest so, dass ich mit Actionfilmen mit dedizierten Helden und Bösewichten viel früher etwas anfangen konnte als mit Dramen o.ä. Die Heroifizierung (falls das ein Wort ist, ansonsten Neologismus) funktioniert besonders in den USA um einen gewissen Herrn T. wohl deshalb so gut, weil das ganze um ein Individuum aufgebaut und dieses in den Mittelpunkt gestellt wird. In Deutschland ist das genau umgekehrt, hier hat man gesichtslose Parteien, die hinter irgendwelchen Partei- und Wahlbüchern (für viele einfach nur Lügenpampflete) stehen. Die Personalfrage stellt sich erst am Ende, wenn sämtliche Wahlen und Sondierungen abgeschlossen sind und der Wähler komplett raus aus dem Verfahren ist. (Ja, es gibt die Erststimme, aber seien wir mal ehrlich, das sind nur weitere Einzelsitze im Kabinett). Das andere Beispiel hattet ihr ja auch schon angesprochen: der Klimaschutz. Als das noch die aufmüpfige Schülerin aus dem hohen Norden, weit weg von uns, war, fand man das super. Als es jedoch eine gesichtslose Masse von Leuten wurde, die sich vor der eigenen Haustür auf die Straße klebte, konnte man das nicht mehr gutheißen. Als Helden der Neuzeit würde ich Leute bezeichnen, die sich wider besseren Wissens gegen ein System stellen, aus altruistischen oder idealistischen Motiven, auch wenn dies massive Repressalien für sie bedeutet. Menschen wie Snowden oder andere Whistleblower, aber auch die Nobelpreisträgerin Jennifer Doudna, die (wenn ich mich recht erinnere) auf Promotionen/Beförderungen verzichtete, um einem Weg zu folgen, der angeblich wenig versprechend für andere aussah.

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